In Weißenfels gab es Mühlen an beiden Ufern der Saale, doch besonders eine hat sich bis heute erhalten: die Herrenmühle. Sie erstreckt sich mit ihren beiden gewaltigen Baublöcken und zahlreichen Nebengebäuden über ein großes Areal entlang der Leipziger Straße, wobei die Hauptgebäude auf der Insel stehen. Sie befand sich früher vor dem Klingentor und besaß zu Buettners Zeit Anfang des 18. Jahrhunderts "acht Mehl-Gänge und eine Oel-Mühle". Aufgrund des wirtschaftlichen Erfolgs wurde die Mühle immer wieder neu erbaut, aber auch kriegerische Zerstörungen sorgten dafür, dass sich das Aussehen ständig veränderte. So wurde sie im Jahr 1668 neu erbaut und bereits 1696 wieder ausgebaut. Einen Vorgängerbau kann Buettner über die Hausinschrift nachweisen. Dieser stammte aus dem Jahr 1593. Deren Vorgänger kann man bis ins Jahr 1369 zurückverfolgen, wo sie vom Kloster Beuditz an das Kloster Pforta geht, und so kann es nicht verwundern, dass die heutige Gestalt die einer Industriemühle ist, wie sie an vielen Stellen entlang der Saale findet, etwa in Merseburg, Halle-Böllberg, Halle-Kröllwitz, Wettin oder Bernburg. Über 350 Jahre lang war die Mühle (1457 bis 1830) im Besitz des wettinischen Königshauses, in den sie der Fürst Wilhelm der Tapfere (1425-1482) gebracht hatte. Doch bereits der erste belegte Akt, nämlich der erwähnte von 1369, geschah unter herrschaftlichem Einfluss: die wettinische Markgräfin Katharina (geb. v. Henneberg; 1334-1397) war es nämlich, die die Mühle (damals noch "Pulschützmühle") dem einen Kloster abkaufte und dem anderen schenkte.
Der Name Herrenmühle ist durchaus.nicht ungewöhnlich, sondern findet sich zum Beispiel auch als Bezeichnung für die Rischmühle in Merseburg oder die Gutsmühle in Mücheln, er bezeichnet zumeist die frühere Zugehörigkeit der Mühle zu einem Herrschersitz, denn wir finden ihn auch in Querfurt, in Einzelfällen wie St. Ulrich (Mücheln) wurde darunter auch der Gutsbesitzer verstanden. Im Fall von Weißenfels handelt es sich hingegen tatsächlich um eine fürstliche Saalemühle, wie auch die Buettnersche Chronik vermeldet. Später, im Jahr 1863, ging sie an den Fabrikant Lautenschläger, zu DDR-Zeiten befanden sich hier die VEB Mühlenwerke. Im Jahr 1957 brannte die fünfstöckige Mahlmühle nieder.
Umfangreich sind die Eingriffe in die Flusslandschaft, die die Anlage eines Mühlgraben und eines Wehrs umfassten und in deren Folge ein Schleusenbau notwendig war, früher auch ein Wehrhaus. Das Landschaftsbild prägt die Mühle somit nicht nur durch die wuchtigen Bauten. Das Gelände der Mühle wurde mittlerweile reizvoll umgestaltet, um Skulpturen und Industriezeugnisse bereichert. Genutzt wird es in erster Linie als Wasserkraftwerk, das die Stadtwerke beliefert. Somit wird hier seit vielen Jahrhunderten die Kraft des Wassers sinnvoll genutzt.