Im Jahr 1518 gründete sich eine Schützengilde, in der alle waffenfähigen Männer vereint waren. Sie sollten im Ernstfall die Stadt gegen Eindringlinge verteidigen. Ihnen wurde als Übungsplatz der Graben vor dem Nikolaitor zur Verfügung gestellt, der noch Wasser führte. Hier konnten sie gefahrlos für die Bevölkerung schießen.
1520 brach wieder mal in der Stadt die Pest aus. In sehr kurzer Zeit starben so viele Menschen an der Krankheit, dass der bestehende Friedhof hinter der Marktkirche Sankt Marien den vielen Toten nicht mehr Herr werden konnte. Die Stadtväter beschlossen die Pestopfer vor den Mauern der Stadt im Schießgaben der Schützengilde zu bestatten, dazu wurde das Wasser umgeleitet und die Bäume im großen Stil abgeholzt. Im Jahr 1535 wurde eine Pestsäule (Betsäule) auf den neuen Pestfriedhof aufgestellt. Siegfried Thielitz schrieb 2001 zum Aussehen im Weißenfelser Heimatboten (Heft 3), dass sie "in Form eines auf Sockel stehenden Kreuzes mit Christus und zwei Heiligen, die dem Schutzpatron der Schützen St. Fabian Sebastian gewidmet war". Solche Betsäulen waren typisch für die katholische Zeit, fanden sich zum Beispiel auch in Jena, Zappendorf oder Halle. Leider wurde dieses Kreuz im Jahr 1768 während eines großen Gewitters von einem Blitz getroffen und zerstört, so dass man es abreißen musste.
Die nahe am Nikolaitor befindliche Kapelle des Heiligen Nikolai wurde zur Friedhofskapelle und bis 1902 wurden hier auch noch Tote bestattet. Danach war die Kapazität restlos ausgeschöpft. Der Weißenfelser Verschönerungsverein übernahm die Schirmherrschaft über das Areal und wandelte es für die Bevölkerung in einen Naherholungspark um. Hier sollte die geschäftige Industriegesellschaft Ruhe finde. Dazu wurden die älteren Gräber beräumt, jedoch nur überirdisch. Man pflanzte Bäume, legte Beete an und errichtete einige Denkmale.
- 1905 wurde der Stadtjunge aufgestellt,
- 1913 folgte der Stein für die Gefallenen Soldaten der napoleonischen Befreiungskriege,
- nach 1918 der Gedenkstein für die Soldaten des Reserve-Infanterie-Regiments No. 66 (Erster Weltkrieg),
- nach 1945 für die Opfer des Faschismus.
Im Winterhalbjahr 1911 auf 1912 folgten große Gewitter, die sich in der dritten Januarwoche 1912 in einem tagelangen Platzregen entlud. Dabei wurden die Hänge, aber auch viele Gräber unterspült, in einer Schlammlawine trieb das Erdreich der Saale entgegen. Vor dem Realgymnasium bildete sich ein Schlammwall, und auf ihm fanden auch einige der ausgespülten Särge ein Reise-Ende. Als die Gewitter nachließen wurden alle Erdbegräbnisse geöffnet und die Särge auf dem neuen Stadtfriedhof beigesetzt. Lediglich die Erdbegräbnisse der Familien Nolle, Mundt und Iglisch verblieben bis heute im Stadtgarten.
Längst begrünen Ziergehölze und Blumen das Areal. Als die Literatenecke mit den Denk-/Grabmälern für Novalis und Müllner eingerichtet worden war, endete die Arbeit des Verschönerungsvereins. Heute besticht er durch seine zentrale Stadtlage aber dennoch durch seine Ruhe, die er immer noch bietet. Der Wandel des Namens wird ebenfalls von Thielitz erklärt: da der "Stadtgarten" im Dritten Reich "Hindenburgpark" und danach "Thälmannpark" hieß, wurde daraus bei der erneuten Umbenennung "Stadtpark", was auch für die angrenzende Straße (früher Am "Stadtgarten", heute "Am Stadtpark") gilt.