Wenn man ein wenig in der Schulchronik blättert, wird man gern auf das Gymnasium illustre Augusteum verwiesen, und man könnte sagen, dass ein Schulstandort auch auf die von Herzog Augsut gegründete Stifterische Hochschule der "Urvater" ist, doch das eigentliche Realgymnasium, das hier an dieser Stelle zu finden ist, hat lediglich eine Nähe zum "Gymnasium illustre", denn dieses war ja im angrenzenden Klarissenkloster untergebracht. 1861 wurde unweit dieses Ortes (in der Saalstraße) ein Realgymnasium eingerichtet, bis 1871 wurde hier unterrichtet. Die Schulbildung kostete die Familien recht hohes Schulgeld. Doch manche hatten das Glück einen Wohltäter in der Stadt zu finden. Einer von ihnen war nicht zuletzt der Fabrikbesitzer Carl Adoph Riebeck, späterer Comerzienrath in Halle. Über Riebeck wird folgendes berichtet:
Den größten Wohltäter aber fand die Schule an dem damals in Weißenfels lebenden Fabrikbesitzer Herr A. Riebeck (…). Denn derselbe zahlte nicht allein für drei Schüler das Schulgeld, sondern hat auch eine Reihe von Jahren hindurch der Anstalt das sämtliche Heizungsmaterial frei von der Grube geliefert, während hiesige Fuhrwerkbesitzer bereitwilligst das Anfahren der Kohlensteine übernahmen.
Als die Schülerzahlen wuchsen wurde in dem Gebäude in der Friedrichstraße 1871 der Schulbetrieb aufgenommen. Zeitweise war hier eine Ingenieurschule untergebracht, bevor das Haus 1890 wieder an die Schule angegliedert wurde. Der Bau eines größeren Schulgebäudes wurde um 1900 immer dringender und 1912 war der Bau des im neobarocken Stil errichteten Hauses vollendet. Hier kann man die verspielten Datails des Neobarock sehr schön erkennen, die vielen kleinen Schnörkel und floralen Muster finden sich an den Säulen und um die Uhr am Haus. Über dem Hofeingang sitzt ein Putto der mit einem Hund spielt. Sedimentgiebel und Sedimentpilaster, Pilaster, Kasettenelemete und Rosetten sind harmonisch an der Fassade des Hauses angebracht. Rechteckige und quadratische Fenster werden durch Ovale abgewechselt. Auf der Hofseite (heute Hinterhof) ist über dem Eingang ins Haus die griechische Göttin Athene mit der Eule für die Weisheit, die in diesem Haus gelehrt werden solle, angebracht und bildet so das schmückende Gegenstück zur aufwenig gestalteten Uhr auf dem anderen Hof. Dass das Haus auch noch einen Turm inkl. einer Glocke bekam war wohl dem Ehrgeiz der Stadtväter, die das Haus in Auftrag gaben, geschuldet. Leider wurde die große Glocke die sich im Turm befand im Zweiten Weltkrieg als kriegswichtiger Rohstoff beschlagnahmt und eingeschmolzen. Heute ist das Geläut durch eine elektronisches Klingelsignal abgelöst.
Der Name der Schule heute ist "Goethegymnasium". Der Namensgeber ist schwerlich ein Geheimnis und spiegelt sehr gut wieder, wie man hier mit der Geschichte und somit auch den großen Persönlichkeiten der Selben umgegangen wird. Ein Schwerpunkt der Schule ist zum einen Sprachen und Musik, zum anderen auch Wissenschaft und Technik. Regelmäßige Musicalprojekte und Rythmusgruppe, sowie Beiträge bei "Jugend forscht", Floorball und "Jugend debattiert" sind hier bei den Schülern und dem Publikum sehr beliebt. Die Schule stellt mit verschiedenen Veranstaltungen auch mit ihrem Musik- und Theaterbeiträgen einen Beitrag zur Kultur der Stadt Weißenfels.