Mit der Nutzung der Marktkirche Sankt Marien durch die herzogliche Seitenlinie der Wettiner wurde ein Teil des Kircheninnenraumes neu gestaltet. Hierbei wurden neben dem Altar und den Emporenbildern auch der Taufstein und die Kanzel erneuert. Der Künstler Griebenstein, der später auch noch den Taufstein gestalten wird, schuf mit der Sandsteinkanzel ein besonderes Werk.
Die sechseckige Kanzel wird durch Moses getragen, der zwei hölzerne Platten mit den zehn Geboten hält. Auf diese Gebote ist das Christentum gegründet. Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, mit ihren Büchern in der Hand, zieren vier der fünf Felder des Kanzelkorbes, auf dem Vierten Feld ist Jesus abgebildet, der die Weltenkugel in der Hand hält.
Das sechste Element des Korbes ist für den Aufgang zur Kanzel mit einer Treppe versehn, auf dieser sind zwei Bilder zu sehen, wobei der Maler hier einen groben Fehler gemacht hat, denn die Stadtansicht von Weißenfels, die sich auf dem oberen der beiden Bilder befindet ist spiegelfalsch. Als Vorlage dazu diehnte wahrscheinlich ein Druckplatte. Auf dem unteren der Beiden Bilder ist der gute Schäfer mit seiner Herde.
Der Kanzeldeckel ist wie ein Wolkenberg, durchdrungen von goldenen Strahlen, mit vier Engeln für die vier Himmelrichtungen gestaltet, in deren Mitte der auferstehnde Jesus, als Abschluss des Kanzeldeckels findet man Gott auf vier Puttenköpfen mit der goldenen Weltenkugel in der Hand. Getragen wird der Kanzeldeckel durch zwei Putten. Der heilige Geist in Form einer Taube schwebt über dem Prediger.
Die ganze Kanzel wurde in gold, weiß und taubenblau und kupferrot gehalten, ausgenommen hier die beiden Treppenbilder, welche sehr fabenfroh geschaffen worden. Eine Besonderheit, die einem erst bei näherer Betrachtung auffält ist der gemalte Schatten an der Kirchensäule hinter der Kanzel, die den Wolkenflor wieder aufgreift und somit eine interessantes Muster an die Säule wirft.
Am 23. Mai 1675 wird durch den Stifter Johann Schieferdecker die Kanzel geweiht und auch gleich durch ihn, der ja der Superintendent war, zum ersten Mal genutzt.