In der Friedrichsstraße befinden sich nicht nur mehrere Schulen, das
Gustav-Adolf-Denkmal und die
katholische Kirche sondern auch das Gerichtsgebäude. Es wurde im Stil des Neobarock ab dem Jahr 1910 erbaut und Ende 1912 eingeweiht. Die Bauplastik stammt wie so viele Kunstwerke der Zeit um 1900 in Weißenfels von Paul Juckoff, der auch in
Halle (
Landgericht) und Berlin-Wedding (Amtsgericht) die Gerichtsbauten mit Figuren und Reliefs bereicherte. Wie in diesen beiden Fällen war Juckoff hier zusammen mit dem Architekten Paul Thoemer (1851-1918) tätig. Von Thoemer stammen zahlreiche weitere Gerichtsgebäude, etwa in Magdeburg, Halberstadt, Schönebeck oder auch zahlreichen Berliner Bezirken (Lichtenberg, Pankow, Köpenick, Charlottenburg). Zudem waren laut der Broschüre
20 Gerichtsgebäude in Sachsen-Anhalt (2012 von Heiner Lück) der Baurat Becker und der Baumeister Trautwein am Weißenfelser Bau beteiligt. Auch Trautwein war auf Gerichtsgebäude (Wittenberg, Bremerhaven) spezialisiert.
Auffällig ist die Vielgestalt des Bauwerks, das in drei Teile zerfällt ohne uneinheitlich zu wirken. So gibt es einen dreiachsigen und pavillonähnlichen Nordbau, der aus der restlichen Fassade heraustritt und ein Walmdach mit einer großen Gaube besitzt, die sich über alle drei Achsen erstreckt, einen Mittelbau, dessen drei Fledermausgauben je zwei Achsen überspannen und einen Südteil, der wie ein eigenes Bauwerk gestaltet ist, das wieder eine andere Dachhöhe und Dachform aufweist als die beiden Nachbarteile und welches den Haupteingang beherbergt. Dieser befindet sich in einem Risalit und bildet dadurch die Mitte der neun Fensterachsen des Ostteils. Er ist figurengeschmückt und der Risalit tritt ebenso aus der Fassade, wie es auch der gesamte südliche Bauteil macht. So entsteht der Eindruck eines historisch gewachsenen und erweiterten Gebäudes.
Im Gebäude befanden sich laut Lück früher auch die Staatsanwaltschaft des Kreises Weißenfels (1952-1991), das Staatliche Notariat (1952-1990) und der Rat des Kreises Weißenfels (1955-1990). Das "Königlich-Preußische Amtsgericht" befand sich zuvor (seit 1879) im
Geleitshaus.