"Nach xpi gebort tusint iar zwei hun
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tobus zdem tage des heiligen vaters
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sence Clare zu wissenfels i daz Clost' " |
Nach Christi Geburt Tausend Jahre, Zwei-
hundert Jahre in dem fünfundachtzigsten
Jahr als man las vierte Kapitel von
Tobias zu_dem Tage des heiligen Vaters
hlg. Franziskus Sie gingen in die vorläufige
hlg. Claren [Kirche] zu Weißenfels in das Kloster. |
Auszug aus der handschriftlichen Klosterchronik von 1285 überarbeitete Fassung von 1345
Markgraf Dietrich von Landsberg gründete 1284 ein Kloster außerhalb der Stadtmauern (in Höhe der heutigen Ecke Walther-/Naumburger Straße). Die Klosterweihe fand in einem Festakt am Tag des Heiligen Franziskus, den 04. Oktober 1285 statt. - Die Nonnen fühlten sich jedoch an der "wilden" Landstraße mit ihren Räubern und Durchreisenden nicht recht wohl und eine Verlegung des Klosters innerhalb der Stadtmauern war dringend von Nöten. 1301 wurde das Kloster direkt an die Stadtmauer angeschlossen und befand sich somit innerhalb der Stadtmauern. Das Konvent, dass ausschließlich durch junge adlige Frauen bewohnt wurde, bestand bis zum Jahr 1539. Die Schwestern gehörten zum Orden der Klarissen, den weiblichen Vertretern der Franziskaner (die nach dem Armutsvorbild von Franz und Clara von Assisi lebten). Die letzte Äbtissin Euphemia von Plausick sowie fünf ihrer Mitschwestern durften nach der Schließung des Klosters, durch die Reformation, wohl im Kloster Sankt Marienthal bleiben und hier ihren Lebensabend verbringen.
Nach 1540 wird das katholische Kloster unter Margaretha von Watzdorff in ein evangelisches Frauenstift umgewandelt. Margaretha von Watzdorff (1505-1570), hinterließ ein sehr umfassendes schriftliches Erbe. Die sächsische Herzogin Sidonia aus dem Haus der Wettiner, bewohnte mit einem Teil ihres Hofes alle nutzbaren Räume des Klosters. Das evangelische Konvent starb jedoch mit Regina von Winckelhausen im Jahr 1580 ganz aus. Schon im folgenden Jahr wurde das Haus durch das kurfürstliche Rentamt unter Landrentmeister Martin Luja genutzt. Nach 1593 wird es ein Amtshaus, 1606 erwirbt der Landrentmeister Johann Meißner das Kloster und mit ihm auch den Jägerhof.
Erst Herzog August erwirbt das Kloster wieder für offizielle Zwecke und richtet bereits 1664, noch vor dem eigentlichen Kauf (1668) in dem Haus eine akademische Stiftung ein: das Gymnasium illustre Augusteum. Acht Professoren in den Fakultätswissenschaften Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Philosophie lehrten hier bis 1746. Zusätzlich war hier während der Regierungszeit der Herzöge von Sachsen-Weißenfels (zwischen 1664-1709) der Amtssitz verschiedener Landesregierungskollegien von Sachsen-Weißenfels. Nach dem Untergang der Sekundogenitur wurden hier die Archive der kursächsischen Regierungs- und Justizämter eingerichtet.
Mit der Einrichtung des Schulmeisterhauptquartiers wird zwischen 1837 und 1908 im Kloster das königlich-preußische Lehrerseminar, welches durch Dr. Wilhem Harnisch mehr als 20 Jahre geleitet wurde, eingerichtet. Die letzten Schüler des Gymnasiums illustre Augusteum werden die ersten Seminaristen. Im Jahr 1882 wird der spätgotische Chor der Klosterkirche abgetragen und später auf dem neuen Stadtgottesacker als Friedhofskapelle neu errichtet. 1934 wird das Portal der Jüdenstraße 45 aus dem Gebäude gelöst und an die Nordseite des Klosters an Stelle eines einfachen Portals eingefügt, damit das Baudenkmal erhalten bliebe. 1910 wird die Stadtbücherei im Kloster untergebracht, ebenso das neu gegründete städtische Museum.
Erst 1952 verlassen beide Einrichtungen das Haus und an Stelle derer wird die Volkspolizei Nutzer des Hauses. Die Grabplatten (Epitaphe) die sich bis dato noch im Boden des Langschiffes der Kirche befunden haben und unter anderem Christoph Ferber (1572-1633) und dessen Gattin, Catharina (1589-1636) neben Margaretha von Watzdorff und einiger anderen, wurden aus dem Boden gebrochen und in die Wand des kleinen Kreuzganges eingemauert, leider wurden die Epitaphe dabei stark beschädigt. 1995 zog die Polizei aus dem Gebäude aus, eine gründliche Entkernung des Hauses erfolgte und danach lange ein Leerstand. Erst 2011 bildete sich eine Bürgerverein, der sich dem Erhalt des Klosters widmet und der Öffentlichkeit das Haus schrittweise wieder zugänglich machen möchte.
2015 wurde bei Aufräumarbeiten in einem klostersaal eine wertvolle Wandmalerei entdeckt, diese mittelalterliche Wandgestaltung zieht sich durch den ganzen Saal und zeigt in schönen Farben christl. Motive. Restaurationsarbeiten sind in den nächsten jahren angedacht, eine Sicherung durch die Denkmalschutzbehörde wurde eingeleitet.