Aus Herzberg (Elster) stammend kam Marie Louise von François (1817-1893) sehr früh nach Weißenfels, da ihr Vater verstarb als sie eineinhalb Jahre alt war und ihre Mutter sich bald neu verheiratete und in ihre Heimatstadt zurückkehrte. Hier bekam Louise Unterricht von Karl Heydenreich, der ihr Interesse an Geschichte wesentlich geprägt haben soll. Später förderte sie auch Adolf Müllner und so entwickelte sich eine vielseitige Erzählerin, die sich zudem autodidaktisch Wissen und Kenntnisse aneignete. Zwanzigjährig wird sie vor eine schwere Entscheidung gestellt, da sie von mehreren Schicksalsschlägen auf einmal betroffen ist: neben der Veruntreuung der Gelder ihrer Familie, die zum Umzug innerhalb von Weißenfels führt, bekommt ihre Mutter ein Nervenleiden und ihr Stiefvater beginnt zu erblinden. Daraufhin muss sie nicht nur ihren Wunsch Ärztin zu werden aufgeben, sondern löst auch ihre Verlobung. Im Jahr 1847 geht sie nach Minden, wo ihr Onkel ihre Hilfe braucht, um seine Tochter, also ihre Cousine zu erziehen. Hin und her reißt es sie in den folgenden Jahren, da auch ihre Eltern zunehmend ihrer Pflege bedürfen. Sie kommt dadurch auch nach Halberstadt und Potsdam, wohin es ihren Onkel, der wie ihr Vater aus einer Hugenottenfamilie stammte und militärische Ränge erlangt hatte, verschlagen hatte.
In Potsdam bleibt sie von 1852 bis 1855 und veröffentlicht dort erste Feuilletons, dann stirbt ihr Onkel und sie kehrt nach Weißenfels zurück. Dort veröffentlicht sie ersten Erzählungen und im Jahr 1870 kann sie ihren Roman Die letzte Reckenburgerin publizieren. Dieser, wie auch ihr zweiter Roman Frau Erdmuthens Zwillingssöhne (1872), erscheint in der "Deutschen Romanzeitung. In dieser Zeit sterben ihre Eltern (1871 bzw. 1874) und sie findet eine Stelle als Mitarbeiterin der Literaturzeitschrift Deutsche Rundschau. Im Jahr 1877 folgt ihr dritter Roman Stufenjahre eines Glücklichen, 1879 ihr vierter (Der Katzenjunker), aber sehr viel häufiger veröffentlicht sie Erzählungen, die mehrere Bände füllen. Daneben verfasst sie Geschichtswerke (Geschichte der preußischen Befreiungskriege in den Jahren 1813-15), Schauspiele (Der Posten der Frau) und eine Autobiographie. Ab 1880 führt sie vermehrt Briefwechsel und persönliche Kontakte mit den bedeutenden Schriftstellern Marie von Ebner-Eschenbach und Conrad Ferdinand Meyer, die zum Teil nach ihrem Tod publiziert wurden. Viele ihrer Werke kann man heute auch im Internet lesen, sie werden aber auch vom Inselverlag veröffentlicht, der ihr sogar einen eigenen Band Meisternovellen widmen wird.
Obwohl man sie in Weißenfels auf eine Stufe mit Novalis und Müllner stellte, scheute man sich anlässlich ihres 100. Geburtstags ein Denkmal zu errichten, da es im Ersten Weltkrieg nicht opportun erschien. Man brachte daher 1917 nur eine Marmortafel im Inneren des Hauses an. An dem markanten blauen Haus an der Promenade berichtet heute dennoch eine Tafel:
In diesem Hause wohnte
Louise von Francois
1860-1874
Hier dichtete sie ihr
Hauptwerk
"Die letzte
Reckenburgerin"